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Chancen von Konflikten am Arbeitsplatz

Sicher kennen Sie die Geschichte vom Trojanischen Pferd, einem überdimensionalen Holzpferd, das Odysseus bauen ließ, um es den Trojanern zum Geschenk zu machen. Tatsächlich aber waren im Bauch des Pferdes…

Sicher kennen Sie die Geschichte vom Trojanischen Pferd, einem überdimensionalen Holzpferd, das Odysseus bauen ließ, um es den Trojanern zum Geschenk zu machen. Tatsächlich aber waren im Bauch des Pferdes Krieger versteckt, die so als Geschenk getarnt in die Stadt Troja gelangen und diese erobern konnten. Das Trojanische Pferd gilt seitdem als Bild für eine Täuschung: die schöne Verpackung – mit kriegerischem Inhalt. Mit Konflikten verhält es sich umgekehrt. Sie kommen als ungeliebte Gestalten einher, ignoriert und abgelehnt. Und bergen doch wertvolle Schätze. Nutzen Sie diese Chancen von Konflikten am Arbeitsplatz.

Lesen Sie hier, welchen Nutzen Konflikte haben können. Denn: Konfliktmanagement heißt  nicht, Konflikte zu vermeiden, sondern so zu bearbeiten, dass ihr Informationsgehalt genutzt werden kann, destruktive Eskalationen aber verhindert werden. Und das so früh wie möglich. Denn: Je früher ein Konflikt bearbeitet wird, umso leichter ist es.

Konflikte liefern Information

Und zwar darüber, wo es hakt. Wie Fehler so bergen auch Konflikte viele Informationen, die Sie nutzen können. Konflikte blühen auf, wenn Ressourcen zu knapp bemessen sind, wenn permanenter Zeitdruck herrscht, wenn Rollen, Aufgaben oder Schnittstellen nicht klar definiert sind . Oder wenn es an Respekt und Wertschätzung mangelt.  Wer den Informationsgehalt eines Konfliktes nutzen will, sollte einen Konflikte nicht ungenutzt vorbeiziehen lassen.  Stellen Sie sich stattdessen folgende Frage:

Welche Faktoren haben dazu beigetragen, dass dieser Konflikt entstanden ist? Und welchen Anteil habe ich selbst ? Wer sich diese Fragen stellt und neugierig ist, welche Antworten sich melden, hat gute Chancen, Neues zu Lernen. Und Veränderungen zu iniitieren, die dazu beittragen, dass sich leidvolle Schleifen der immer selben Erfahrungen nicht mehr wiederholen.

Konflikte liefern Energie

„Jetzt reicht’s“. Kenne Sie diesen Gedanken, der dazu führt, dass Sie eine längst überfällige Entscheidung treffen oder endlich ein Thema angehen, das Sie schon lange beschäftigt ?  Konflikte und die damit verbundenen Emotionen, allen voran Ärger, liefern uns die notwendige Energie, endlich Missstände anzugehen und das umzusetzen oder zu verändern, was schon länger zu einer schleichenden Unzufriedenheit geführt hat. Dazu ein Beispiel:

Katharina ist schon seit längerem genervt von der Art und Weise, in der ihre Chefin Messanger und Mails nutzt. Es passiert regelmäßig, dass diese ihr  kurz vor dem Wochenende  Arbeitsaufträge zu gibt, die bis Montag erledigt sein müssen, aber unmöglich zu schaffen sind, ohne das Katharina sich an ihrem freien Wochenende dransetzt. An diesem Wochenende ist es mal wieder soweit: Freitag 17:15 Uhr eine Nachricht von der Chefin.

Sie solle mal eben über ein beigefügtes Dokument “drüber schauen”. Katharina ist Juristin und mit “mal eben drüber schauen” ist es bei juristischen Texten nicht getan. Im Gegenteil: Diese Aufgabe erfordert Sorgfalt und Konzentration – und mindestens 2 Stunden Zeit. Katharina ärgert sich. In der Nacht zum Samstag wacht sie mehrfach auf.  Samstagvormittag setzt sie sich schlecht gelaunt an die Aufgabe anstatt, wie ursprünglich geplant, mit Ihrem Mann auf den Wochenmarkt zu gehen. Sie entscheidet sich, das Thema anzusprechen und gleich am Montag morgen einen Termin mit der Chefin zu vereinbaren.

Konflikte machen die Arbeitswelt menschlicher

… und manchmal unmenschlicher, werden Sie jetzt vielleicht denken. Keine Frage, Konflikte, insbesondere destruktive Eskalationen, können viel Leid verursachen. Warum also machen Konflikte die Arbeitswelt menschlicher?  Ich meine, weil wir als Menschen Fehler machen, Bedürfnisse haben,  verletztbar sind, Gefühle haben und oft alles andere als rational oder vernünfig reagieren. Weil wir Menschen sind. Und das wird erkennbar bei Konflikten. Wenn es dann gelingt, auf moarlsierende Bewertungen oder Schuldzuweisungen zu verzichten, und stattdessen einfach einmal das anzunehmen, was da ist, wird Entwicklung möglich.

Konflikte fördern Entwicklung

Weil wir uns bewegen müssen, um die Situation zu verändern. Das kann bedeuten, mal etwas anderes zu tun, ein eingespieltes, aber ungutes Kommunikationsmuster zu durchbrechen. Oder aber etwas anderes zu denken. Den Wahrnehmungsfokus zu verschieben,  die Perspektive zu wechseln, oder die eigenen Bewertungen zu hinterfragen.  Konflikte trainieren die sozialen Fähigkeiten.  Mal sind sie ein Training für mehr Selbstheauptung. Mal gilt es, einen aggressiven Impuls zu unterdrücken und auf einen digitalen “Agro-Shot” zu verzichten. Wer Konflikte als Übungsraum zu Erweiterung der eigenen Kompetenzen sieht, verändert bereits die Bewertung der Situation. Und freut sich sogar auf den nächsten Konflikt…

Literatur, Theater, Kunst

Kein Roman ohne Konflikte. Kein Drama, keine Tragödie ohne Spannungen. Schöperische Leistungen benötigen Konflikte, Unvereinbarkeiten und Ambivalenzen. Alles andere wäre vor allem eins: Langweilig.

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