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Zorn – die große Schwester des Ärgers

Wissen Sie, was der „Goswa Nibaroni Park“ ist? Es handelt sich um einen „Zorn-Abbau-Park“ in der 15-Millionen-Metropole Dhaka in Bangladesch. Eine riesige Grünfläche an einem See, mit beruhigender Musik und…

Wissen Sie, was der „Goswa Nibaroni Park“ ist? Es handelt sich um einen „Zorn-Abbau-Park“ in der 15-Millionen-Metropole Dhaka in Bangladesch. Eine riesige Grünfläche an einem See, mit beruhigender Musik und Großbildleinwänden soll den gestressten Großstadtbewohnern beim Abbau von Stress helfen. Die Philosophie des Parks knüpft an die Tradition der sogenannten Zornhütten an, in die in vergangenen Zeiten die Dorfbewohner geschickt wurden, um sich abzureagieren.

Zorn ist die große Schwester des Ärgers. Zorn kann erheblichen Schaden anrichten, Beziehungen am Arbeitsplatz nachhaltig schädigen und eine wahre Kaskade der Konflikteskalation nach sich ziehen.

Natürlich unterscheiden sich Menschen dahingehend, wie leicht sie in Zorn geraten und wie heftig ein Zornanfall ausfällt. Dennoch gibt es Situationen, die bei den meisten Menschen Zorn auslösen.

Auslöser für Zorn im Job

Jemand tut etwas mit Absicht, das anderen schadet und unser Wertesystem verletzt.
Jemand demonstriert Macht und Überlegenheit und wertet den anderen massiv ab.
Eigene Beiträge werden andauernd oder wiederholt frustriert, abgewertet oder ignoriert.
Es werden Grenzen verletzt!

Wer richtig wütend ist, verfügt – in diesem Moment – nicht über die Fähigkeit, seine Impulse zu kontrollieren oder die Folgen seiner Handlungen – oder Worte – abzuschätzen.

Damit die Situation nicht eskaliert, ist Impulskontrolle gefragt. Die Kunst besteht darin, Impulse wahrzunehmen, sich aber nicht von Ihnen leiten zu lassen.

Wie das gelingt? Abstand, Abstand, Abstand.

Gehen Sie raus aus der Situation, machen Sie eine Pause, verlassen Sie die Besprechung unter einem Vorwand. Bewegen Sie sich, gehen Sie spazieren, und machen Sie vor allem einen Bogen um Laptop und Handy-all das hilft, impulsive Entscheidungen, beleidigende Äußerungen oder Ärger geladene E-Mails zu verhindern.

Übrigens: Die sogenannte Katharsis-Hypothese, nach der es sinnvoll ist, die Wut einfach mal so richtig rauszulassen, um sich abzureagieren, ist aus wissenschaftlicher Sicht überholt. Eine solche Reaktion führt dazu, dass das Erlebensmuster „Wut“ mit den entsprechenden physiologischen und neuronalen Begleiterscheinungen aktiviert bleibt, sich stabilisiert oder gar verstärkt. Zudem kann ein solcher Kontrollverlust am Arbeitsplatz Schaden anrichten und Schuldgefühle nach sich ziehen.

Soll man die Wut dann unterdrücken? Nein, auch diese Strategie ist falsch, ja sogar gesundheitsschädigend. Unterdrückt man den Zorn, dann geht die Signalfunktion des Gefühlsausdrucks verloren. Kollegen, Mitarbeiter, Vorgesetzte erkennen nicht, was da in jemandem vorgeht und haben so keine Chance, zu reagieren. Die neuronale und physiologische Aktivierung bleibt jedoch bestehen, ohne dass eine angemessene Form des Emotionsausdrucks und der Emotionsregulation stattfindet, was wiederum schädigende Auswirkung auf den Organismus hat.

Tipps

Kurzfristig helfen Pausen, Atmung, Bewegung, Ortswechsel, Abstand und eine Umfokussierung der Aufmerksamkeit.

Vermeiden Sie Wutausbrüche, in dem Sie Abstand schaffen, eine Nacht darüber schlafen. Erlauben Sie sich, ein Gespräch abzubrechen oder zu unterbrechen, wenn Sie merken, dass Sie die Kontrolle verlieren.

Und dann: Klären Sie, was geklärt werden muss. Zeigen Sie dem anderen die rote Karte, wenn Ihre Grenzen verletzt werden. Suchen Sie das Gespräch und sorgen Sie dafür, dass man künftig respektvoller mit Ihnen umgeht. Denn: Zorn hat wie Ärger eine positive Seite: Er stellt die notwendige Energie bereit, um Dinge anzusprechen oder zu verändern. Und das sollten Sie nutzen.

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